Fällt es Ihnen auch so schwer, über die eigenen Gefühle zu sprechen?
Würde ich Sie jetzt fragen, wie es Ihnen in diesem Moment wirklich geht, könnten Sie mir dies genau beschreiben? Ich für meinen Teil müsste sehr tief in mir graben, um die richtigen Worte zu finden.
Ist es unsere Gesellschaft, die es nicht aushält, den Empfindungen anderer nachzuspüren? Oder fehlt uns einfach der Wortschatz, um präzise auszudrücken, was man gerade im Inneren erlebt? Ich habe eine Wort-Auflistung aller Gefühle in der deutschen Sprache geschenkt bekommen. Es sind weit mehr als hundert Beschreibungen der seelischen Situationen, richtig interessant!
Sehr schnell fiel mir auf, dass meine Erklärungen, wenn überhaupt, sich auf nur eine gute Hand voll Worte beschränken
Ich freue mich, ich habe Angst, das macht mich wütend, das berührt mich oder das ekelt mich an. Sogar nach diesen wenigen Worten musste ich jetzt schon angestrengt suchen. Alles, was mit Gefühlen zu tun hat, ist für mich eine große Herausforderung. Ich lernte zu funktionieren. Manchmal wie ein Roboter, dessen Programm passend zur Situation abläuft. Tiefe Empfindungen waren da nur störend.
Nun frage ich mich: Wenn man seinen eigenen Empfindungen nicht nachspürt und ihnen die richtige Deutung gibt, wie will man dann wirklich intensiv und gut leben können? In diesem Moment werde ich traurig. Warum fürchte ich mich manchmal vor meinem eigenen Befinden? Was mach mich da so sprachlos?
Spätestens hier halte ich inne und spüre nach. Ich suche nach einer Möglichkeit, alte Krusten abzuarbeiten und mich neu auf zustellen: Ganz nach Hermann Hesse: „Es wird immer gleich ein wenig anders, wenn man es ausspricht.“
Jetzt habe ich in meinem Handy eine App geladen, die alle paar Stunden einen Achtsamkeits-Gong schlägt. Höre ich den Ton, gehe ich, wo immer ich gerade bin, in mich und versuche, so präzise wie möglich ein oder zwei Wörter zu finden, die mein derzeitiges Gefühl auf den „Punkt“ bringt. So einfach, wie es sich anhört, ist es am Anfang leider nicht. Es bedarf an – wie mit allen alten Gewohnheiten – viel Ausdauer und Geduld. Doch je öfter ich die Übung durchführe, desto mehr lerne ich mich tatsächlich besser kennen (fühlen) und umso mehr öffne ich mich auch nach außen. Es bricht tatsächlich eine neue Lebensqualität an.
Seinen eigenen Empfindungen einen wahren Ausdruck zu geben, öffnet ganz neue Türen im Miteinander.
Faszinierend! Ich bleibe dran! Ihnen wünsche ich anregende, berauschende, engagierte, fröhliche, glückliche, heitere, inspirierende, jubelnde, klare, lebendige neugierige…….Momente. – damit Sie ein optimistisches, ruhiges, selbstsicheres, unbekümmertes, vergnügtes, waches und zufriedenes Leben haben.
Text: Thorsten Drechsler
Foto: cglade